Portrait: Ernst Lüthold

Geboren am: 24. Mai 1904 Geboren in: Baar (CH)
Gestorben am: 27. August 1966 Gestorben in: Zürich (CH)

Ernst Lüthold entstammt einem alten Baarer Geschlecht. Sein Vater, Arnold Lüthold, war Dekorationsmaler mit einem ausgeprägten Kunstsinn, daneben auch ein grosser Musikfreund und ein ausgezeichneter Klarinettist, dessen Aushilfsdienst man im damaligen Tonhalleorchester in Zürich zu schätzen wusste. Aus seiner Ehe 1902 mit Anna Uster entwuchs Ernst Lüthold am 24. Mai 1904. 1908 übersiedelte die Familie nach Kilchberg. Obgleich sich bei Ernst Lüthold schon früh musikalisches Talent bemerkbar machte, war er ursprünglich für den kaufmännischen Beruf bestimmt und erhielt auch eine auf diesen ausgerichtete Ausbildung. Er besuchte die kantonale Handelsschule in Zürich. Nach kurzer Praxis im Bankfach und in der pharmazeutischen Branche erwies sich in der Folge der Drang zur Musik als stärker. Nach gründlicher Ausbildung, besonders auch auf der pianistischen Seite, holte er sich 1927 das staatliche Dirigierdiplom an der Musikakademie in Zürich. Gleich danach begann er als Chor und Blasorchesterdirigent, als Musiklehrer und Komponist eine umfangreiche Tätigkeit zu entfalten. Als zielbewussten, erfolgreichen Dirigenten lernten ihn so die Musikgesellschaften von Adliswil, Baar, Küsnacht, die Bürgermusik Luzern und insbesondere die Harmonie Kilchberg schätzen, der er über 40 Jahre ein ausgezeichneter Leiter war. Nach seinen Erfolgen beim Zuger Kantonalmusikfest 1937 und beim Eidgenössischen Musikfest 1948 in St.Gallen, wo er mit der Feldmusik Baar und mit der Bürgermusik Luzern die höchsten Auszeichnungen erhielt, wurde Ernst Lüthold in zunehmendem Mass als Wertungsrichter und Berichterstatter zu Musikfesten im ganzen Land gerufen. Ernst Lüthold hat die Blasmusiksache nicht nur an sich herankommen lassen, sondern war stets bemüht, sie zu fördern und ihr neue Impulse zu geben. In vielen Vorträgen und Dirigentenkursen hat er sich stets für die Verbesserung und Aufwärtsentwicklung eingesetzt. Weit reichend und sehr segensreich für das schweizerische Blasmusikwesen erwies sich dabei seine zwanzigjährige Tätigkeit an der Musikakademie Zürich, wo er als Gründer der dortigen Blasmusikabteilung eine grosse Zahl von Blasmusikdirigenten ausbildete, die sich nach ihren Studien als trefflich geschulte Fachleute in der Leitung grosser und kleiner Blasmusiken zu Stadt und Land bewährten. In seiner Tätigkeit als Dirigent bewies Ernst Lüthold hervorragende Qualitäten. Er besass in hohem Masse die Gabe des persönlichen, freundschaftlichen Kon-takts mit seinen Bläsern. Dadurch war er ihnen nicht nur ein mustergültiger Leiter und Führer, sondern bestach sie auch durch vornehme, menschliche Denkungsart, durch seine Fähigkeit, wahre Kameradschaft zu pflegen. Doch die vielseitigen Beanspruchungen als Dirigent mehrerer Vereine, die viele Nachtarbeit, die fast pausenlosen gesellschaftlichen Verpflichtungen Jahr für Jahr setzten Ernst Lüthold mit zunehmendem Alter stark zu. Auch sind dem Amateurmusizieren bekanntlich gewisse Grenzen gesetzt, sodass er nicht alle Ziele erreichen konnte, die sich ihm als verantwortungsbewusstem und sachbeherrschendem Musiker aufdrängten. So entschloss sich Ernst Lüthold, seine Aufmerksamkeit mehr und mehr der Verlagstätigkeit zuzuwenden. 1945 gründete er den Elwe-Musikverlag in Zürich, ein heute gut eingeführtes Spezialhaus für Blasmusik. Als Komponist genoss Ernst Lüthold dank seiner besonderen Begabung und seines seriösen Schaffens grosses Ansehen. Seine Marschkompositionen, die wohl in erster Linie zu nennen sind, zeichnen sich durch eine ansprechende, flüssige Thematik, durch aparte Harmonik und durch eine sehr gekonnte Instrumentation aus.

Als Charles Lindberg 1927 als erster den Ozean überflog, regte dies Ernst Lüthold zur ersten Marschkomposition an, mit dem Titel: «Über den Ozean». Im gleichen Jahr erschien der Bravourmarsch: «Aufwärts». In der Folge zeichnete sich eine Vorliebe für den Militärmarsch ab. Insgesamt 22 Märsche von Ernst Lüthold haben im Inland und im Ausland starken Nachhall gefunden. Es gelang ihm, den Marsch schweizerischer Prägung mit neuen harmonischen Wendungen und pikanten Rhythmen weiterzuentwickeln. Sein ganz persönlicher Stil zeigte überraschende Verbindungen und Ausweichungen von bestechender Wirkung. Alles scheint sich dabei organisch wie aus einem Motivkern zu entwickeln, wobei im Rhythmischen das Elementare stets primäres Bauelement ist. Der Marsch «Wehrbereit» aus dem Jahre 1933 ging als preisgekröntes Werk aus einem Wettbewerb für Militärmärsche des schweizerischen Rundfunks hervor und wurde am 24. November 1940 in Anwesenheit von General Guisan im Kongresshaus Zürich feierlich uraufgeführt. Der Marsch «Musketier Marsch» aus dem Jahr 1955 hat den Komponisten über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt gemacht, Verlegt wurde dieser Marsch auch in Holland, Deutschland, England und Amerika. Sein wohl grösster Wurf wurde aber 1961 der Marsch «Schwyzer Soldaten». Dieser Marsch gilt als einer der meistgespielten Schweizer Märsche und führt regelmässig die Hitparade der Marschmusikkompositionen an eidgenössischen und kantonalen Musikfesten an.

Verhältnismässig jung starb Ernst Lüthold am 27. August 1966 in Zürich.


Aufgeführte Werke MG Walchwil: - Schwyzer Soldaten (Jahreskonzert 2011)
- Aufwärts
- Musketier-Marsch
- Festmarsch
- Alte Freunde
Werke für Blasorchester: - 1927 Über den Ozean
- 1927 Aufwärts
- 1930 Soldatenehre
- 1933 Bannertreue
- 1933 Wehrbereit
- 1942 Fanfaren Marsch
- 1944 Völkerfreiheit
- 1945 Ätherwellen
- 1948 Conrad Ferdinand Meyer-Marsch
- 1952 Viva la Grischa
- 1953 Trauermarsch
- 1953 Hymne
- 1954 Andante Festival
- 1955 Musketier Marsch
- 1957 Der Zürcher Division
- 1960 Alte Freunde
- 1961 Festmarsch 100 Jahre EMV
- 1961 Zunftmeistermarsch
- 1961 Jubiläumsmarsch (100 Jahre Feldmusik Baar)
- 1961 A. Schindler-Marsch
- 1961 Schwyzer Soldaten
- 1962 Marsch des Inf. Regiments 83
- 1963 Marsch des Füs.Bat. 59 (59er-Marsch)
- 1964 Festmarsch der Müller
- 1964 Züri Marsch
Quellen: - Unisono-Beitrag 11-2004 (www.windband.ch)
Aktuelle Seite: Start Komponistenportaits Portrait: Ernst Lüthold