Selbst ein Alphorn hat seinen Auftritt
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- Geschrieben von Hansruedi Hürlimann
Neue Zuger Zeitung vom 11. März 2010
Selbst ein Alphorn hat seinen Auftritt
Die Musikgesellschaft widmet sich traditionellen Themen. Die Umsetzung überrascht.
Auch wenn der Titel des Jahreskonzertes traditionell klingt. ist das Programm der Musikgesellschaft Walchwil alles andere als verstaubt.
Feilen am Detail ist an der zweitletzten Probe vom Dienstagabend im Gemeindesaal angesagt. Immer wieder unterbricht der Dirigent Roland Hürlimann den Klangkörper. fordert präzisere Einsätze, korrigiert das Tempo und singt die ungenau intonierten Passagen vor.
Hinzu kommen technische Fragen, die es zu lösen gilt, wie zum Beispiel die Verstärkung der Solisten am Schwyzerörgeli beim Stück «Dr Rigititüfel». Als musikalischer Leiter möchte man immer mehr, sagt er zur Frage nach seiner Befindlichkeit in der Probenpause. Um gleich nachzuschieben: «Ich bin zufrieden, denn die Leute sind sehr motiviert.» Das liegt nicht zuletzt am Programm des Jahreskonzertes, das unter dem Titel «Alpenländer» bekannte Kompositionen aus dem europäischen Alpenraum umfasst und am Wochenende dargeboten wird.
Keine Nachwuchssorgen
Mit dem Jahreskonzert versuchten sie, ein breites Publikum anzusprechen, sagt dazu der Dirigent. Und zwar mit einem neuzeitlichen Auftritt, der nebst dem Musikalischen auch einige Showelemente umfasse. Dabei hat Roland Hürlimann keine Berührungsängste mit Instrumenten, die nicht zu einer Blasmusik gehören, wie das Schwyzerörgeli oder das Alphorn.
Besonders stolz ist der musikalische Leiter auf die Tatsache. dass die Musikgesellschaft Walchwil keine Sorgen hat mit dem Nachwuchs und diesen aus dem Dorf rekrutieren kann. Ein Blick in den vierzigköpfigen Klangkörper zeigt auffallend viele junge Bläser und Bläserinnen. «Junge Leute bringen Junge in den Verein», sagt er zur Werbung auf der persönlichen Ebene.
Das bestätigt auch der Präsident der Dorfmusik, Jürg Portmann, zur Altersspanne: «Das jüngste Mitglied ist 14 und das älteste 78 Jahre alt.» Zwei Ur-Walchwiler, Wolfgang Rust und Werner Hürlimann, sind als mehrfach ausgezeichnete Ehrenveteranen seit 56 Jahren immer noch dabei. «Wir verstehen uns gut mit den Jungen», sagt Wolfgang Rust dazu.
Die Einführung der Holzblasinstrumente, was gleichzeitig den Einzug der Frauen ins Korps bedeutete, betrachtet er als eine der wesentlichen Veränderungen im Rückblick auf seine lange Karriere als Bläser. Zudem sei der Anspruch ans musikalische Können markant gestiegen, sagt er zum Vergleich mit seinen Anfängen, als der Dirigent die Neuen jeweils vor der Probe zusammennahm und das einübte, was sie zusammen mit dem Korps zu spielen hatten. Sagts und nimmt sein glänzendes Kornett aus dem Kasten, um sich den heutigen Anforderungen des Jahreskonzerts zu stellen.
HINWEIS
Das Konzert findet statt am 13. März um 20 Uhr und am 14. März um 14 Uhr, jeweils im Gemeindesaal.