Grat zwischen Tradition und Moderne
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- Geschrieben von Doris Stalder
Neue Zuger Zeitung vom 16. Oktober 2001
Grat zwischen Tradition und Moderne
Die Situation ist naturgemäss in den Gemeinden eine andere. Die Ansprüche an eine an bestimmten Anlässen stets präsente Blasmusik sind hier wesentlich grösser. Aber auch hier lässt sich mit Märschen, Polkas und Walzern allein kein genügend attraktives Konzertpaket mehr schnüren. Die älteren Konzertbesucher nicht vergraulen und gleichzeitig die jüngeren anlocken: Diese Gratwanderung versucht auch die Musikgesellschaft Hünenberg stets aufs Neue.
«Wir möchten für jeden Geschmack etwas im Programm haben. Das ist wichtig auf dem Lande, wo wir ein eher älteres Publikum haben», sagt Dirigent Martin Suter. Das Spektrum der Stile ist, wie bei den meisten Blasmusiken heute, sehr breit und reicht von Marsch über Unterhaltungsmusik bis hin zur Klassik. Diese Programmation entspreche auch dem Korps, sagt Martin Suter. Dieses ist für eine Blasmusik auffallend jung: rund die Hälfte ist unter 25 Jahren.
Brass-Hochburg Risch-Rotkreuz
Neben all den Harmoniemusiken (Besetzung mit Holzbläsern) nimmt sich Risch-Rotkreuz geradezu als Brass-Hochburg aus. Zur Eliteband, der MGRR, kommen noch die Junioren- und die Seniorenband. Auch diese Sparte ist ständig in Bewegung, wie MGRR-Dirigent Corsin Tuor weiss. «Die Anforderungen steigen rasant. Um in der Höchstklasse mithalten zu können, muss ein extrem grosser Aufwand betrieben werden. Jeder im Korps ist sich dessen bewusst», sagt er. Dennoch achtet er sehr auf gute Konzertprogramme. «Das ist ganz wichtig. Wir wollen ja nicht am Publikum vorbeispielen.» Die stilistische Spannweite ist auch bei seinem Ensemble extrem breit und geht von der Renaissance bis zur Popmusik und zu modernen Blasmusikkompositionen. Um dem vielerorts zu beobachtenden Publikumsschwund entgegenzuwirken, brauche es besondere Anstrengungen, sagt Corsin Tuor. Darum möchte er mit seinen Musikerinnen und Musikern in Zukunft mehr Projekte realisieren. Wie etwa das Kinderkonzert, welches jedoch wegen des Anschlags aufs Zuger Kantonsparlament verschoben werden musste. Auf diese Weise soll zum Stammpublikum ein neues Publikum erschlossen werden. Die musikalische Herausforderung mit schwierigen Stücken sucht und findet der Verein an den nationalen Wettbewerben, an welchen er zwei- bis dreimal jährlich teilnimmt.
Für alles die richtige Besetzung
Dass sich breiter Publikumsgeschmack und qualitativ hoch stehende Musik nicht zwangsläufig ausschliessen, zeigte das Jahreskonzert 1998 der Stadtmusik Zug, welches unter dem Titel «100 Jahre Gershwin» stand. Solches freut Felix Hauswirth natürlich. Dennoch vertritt er die Meinung, dass man nun nicht einfach nach dem breiten Publikumsgeschmack gehen dürfe. Für ihn ist die Aufführung artgerechter Blasmusik vorab des 20. Jahrhunderts Anliegen und Verpflichtung zugleich. Ein Graus ist dem Dirigenten und Lehrer am Konservatorium Basel der Pseudojazz im Blasorchester. «So etwas bedingt einfach die richtige Besetzung», ist er überzeugt.
Auf eine solche achtet er auch bei seiner in Grossformation wie in Kammerformation auftretenden Stadtmusik. Als Vergleich zieht er den Sport heran. «Man schickt beim Fussball ja auch keine sieben Goalies mit einem Stürmer aufs Feld», meint er trocken. Beim Repertoire wie bei der Besetzung gilt für ihn: Nur dort Kompromisse eingehen, wo diese auch wirklich nötig sind. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Ein treues Stammpublikum und immer wieder Einladungen für Gastauftritte im Ausland sind der Beweis. Felix Hauswirth: «Wenn ein Dirigent begeistert ist, dann sind es auch die Musiker und schliesslich ist es auch das Publikum.»
Die Zuger Musikverein im Überblick
Feldmusik Allenwinden: Harmonie, 49 Mitglieder
Feldmusik Baar: Harmonie, 60 Mitglieder
Musikgesellschaft Cham: Harmonie, 45 Mitglieder
Musikgesellschaft Hünenberg: Harmonie, 39 Mitglieder
Musikgesellschaft Menzingen: Harmonie, 40 Mitglieder
Harmoniemusik Oberägeri: Harmonie, 45 Mitglieder
Musikgesellschaft Risch-Rotkreuz: Brass, Standardbesetzung mit 28 Mitgliedern (ohne Seniorband/Juniorband)
Musikverein Rotkreuz: Harmonie, 50 Mitglieder
Musikgesellschaft Steinhausen: Harmonie, 40 Mitglieder
Feldmusik Unterägeri: Harmonie, 37 Mitglieder
Musikgesellschaft Walchwil: Harmonie, 40 Mitglieder
Harmoniemusik der Stadt Zug: Harmonie, 60 Mitglieder
Stadtmusik Zug: Harmonie, 55 Mitglieder